Der Aufzug auf den Lilienstein


Einleitung:

Um die ersten Besucher der Sächsischen Schweiz zu versorgen, siedelten sich schon bald fliegende Händler an viel besuchten Aussichtspunkten an, um die Besucher mit Speisen und Getränken zu versorgen. Später wurden an einigen dieser Stellen massive Gebäude und Unterkünfte errichtet. Mit den steigenden Besucherzahlen wuchs auch der Bedarf an Speisen und Getränken.

Solange die Gaststätten mit Pferdefuhrwerken erreichbar waren, stellte dies kein größeres Problem dar (Brand, Bastei, Großer Winterberg, Amselfall). Andere Gasthäuser befanden sich auf Bergen und Felsen, die nicht mit Fuhrwerken erreichbar waren. Hier gab es lange Zeit nur die Möglichkeit, alles zu Fuß mit Tragekörben auf den Berg zu transportieren


Einleitung:

In "Über Berg und Tal", der Vereinszeitschrift des "Gebirgsvereins für die Sächsisch Böhmische Schweiz", erschien im April 1893 eine Notiz, dass der Gastwirt Bergmann einen Lastenaufzug auf den Lilienstein bauen wolle. Da bisher alle Transporte auf den Tafelberg mit Tragkörben u.ä. durchgeführt werden mussten, bedeutete dieser Bau eine große Erleichterung.

Lilienstein Aufzug von unten fotografiert
Aufzug von unten

Der Sohn des Bergwirtes Theodor Friedrich Bergmann, Karl Friedrich Bergmann, brachte als ehemaliger Maschinist die technischen Voraussetzungen mit und der Königsteiner Schmiedemeister Oskar Heinze fertigte mit Hilfe einer alten Schiffswinde den Aufzug auf den Lilienstein.

An der Talstation diente ein Felsblock zur Befestigung des 240 m langen und 12 mm dicken Tragseiles. Das Zugseil wurde an der Winde aufgerollt und mit dem Ende am Aufzugswagen befestigt. Der Wagen hing an zwei Eisenstangen, die oben mit einer Rolle und unten mit Haken versehen waren.

Die Winde wurde mit einer Handkurbel in Bewegung gesetzt und war zur Erleichterung durch ein Getriebe untersetzt. Bis zu 4 Zentner schwere Lasten konnten hochgezogen werden. Nebenbei wurde bemerkt: Zwei Frauen genügten, um die Winde zu drehen.

Der erste große Einsatz erfolgte gleich mit dem Aufzug des Baumaterials für den neuen Speisesaal.

Da zu dieser Zeit der Fremdenverkehr auf der Festung Königstein verboten war, stieg der Andrang auf den Lilienstein und die Versorgung konnte mit Hilfe des neuen Aufzuges besser gewährleistet werden. Mit der Elektrifizierung des Liliensteins erhielt natürlich auch der Aufzug einen elektrischen Antrieb. Die Sprechverbindung erfolgte per Telefon.

Lilienstein- Talstadion Aufzug
Talstadion Aufzug

Ein besonderes Problem stellte der Wassertransport dar, für den mehrere Fässer verwendet wurden. Das kostbare Nass musste erst herangeschafft werden. Die Verlegung einer Wasserleitung vom Bauernhof Fischer in Ebenheit bis zur Talstation erleichterte den Wassertransport wesentlich.

Ansonsten wurde alles, was man sich vorstellen konnte, nach oben gezogen. Die "Luftreise" einer zentnerschweren Personenwaage, die auf einigen Fotos zu sehen ist, war sogar Gegenstand eines Artikels in "Über Berg und Tal" [2]. Die Schlachtfeste auf dem Lilienstein waren sehr beliebt und wurden in den Tageszeitungen angekündigt. Aber auch die Schweine, die oben gemästet wurden, kamen mit der Seilbahn in den Stall.

1998 wurde die Seilbahn durch die Firma MSM GmbH aus Dresden erneuert.

Auch auf den Pfaffenstein musste lange Zeit alles mit Tragekörben transportiert werden. Erst 1912 erhielt er einen Lastenaufzug.


Quellen:

- [1] Zeitschrift "Über Berg und Tal" 1893 Nr.4

- [2] Zeitschrift "Über Berg und Tal" 4.1894 (17 Jahrg. Nr.4 Seite 33)


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Letzte Änderung am 27.02.2025