Die Burg auf dem Lilienstein


Siedlungsspuren am Lilienstein

Keramische Funde vom Lilienstein
(Abb.1) Keramische Funde vom Lilienstein [1]

Seit der Mensch seinen Fuß in das Gebiet der Sächsischen Schweiz gesetzt hat, wurde er sicher auch vom Lilienstein magisch angezogen. Seine exponierte Lage ermöglichte seinen Besteigern eine umfassende Rundsicht. Wir finden deshalb schon sehr zeitige Siedlungsspuren auch auf diesem Fels. Dies wird durch Funde von keramischen Scherben auf dem Plateau eindrucksvoll belegt (Abb.1). Die Funde stammen aus dem ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung.

Man vermutet, dass die unwirtliche Berg- und Felsenwelt der Sächsischen Schweiz zur damaligen Zeit nicht dauerhaft besiedelt war. Es wurde wohl eher als durch- und Rückzugsgebiet von den damaligen Bevölkerung genutzt. Der Lilienstein steht mit seinen frühen Besiedlungsspuren nicht allein. Auch der auf der anderen Elbseite gelegene Pfaffenstein kann mit sehr frühen Spuren einer Besiedlung aufwarten.

Weitere Siedlungsspuren finden wir auch am Nordaufstieg, an einem lings des Weges befindlichen, nach außen geneigten Felsen, in eine in Hanglage befindliche Trümmerhöhle. Im Höhlenbereich fanden sich 1984/85 bronzezeitliche Scherben, die zeitgleich mit den Keramikfunden vom Pfaffenstein zu datieren sind. Auffällig ist an der linken Felskante eine künstlich angelegte senkrechte Rille, die Wasser führend ist, Vermutlich wurde diese zur Wasserversorgung für den Rastplatz der Vorzeitmenschen genutzt [2].

Die Burg auf dem Lilienstein

Im ausgehenden Mittelalter und der Besiedlung und Urbarmachung auch im Gebiet der Sächsischen Schweiz rückte der Lilienstein zunehmend ins Blickfeld der Menschen. Der Bau der Burg auf dem Königstein brachte es mit sich, dass auch der gegenüberliegende Lilienstein eine Wehranlage erhielt (Abb.2). Zur damaligen Zeit gehörte das Gebiet des Lilienstein zu Böhmen und grenzte an die Mark Meißen.

Die Reste der ehemaligen Burganlage(Abb.3) befinden sich im östlichen Teil des Liliensteinplateaus zwischen der Gaststätte und dem Südabstieg. Im Gegensatz zu vielen anderen Befestigungsanlagen in der Sächsischen Schweiz wurde die Burg auf dem Lilienstein aus Stein erbaut und ist deshalb heute noch in Teilen erhalten. Viele andere Burgen wurden aus Holz errichtet und sind längst verfallen. Ihr ehemaliges Aussehen lässt sich heute nur noch erahnen oder an Hand von Falzen, die der Aufnahmen von Hölzern dienten, rekonstruieren.

Grundriss der ehemaligen Burg auf dem Lilienstein
(Abb.2) Grundriss der Burganlage (nach Meiche [1])

1379 erstmals urkundlich belegt, bezeichnete man ihn 1397 als „veste Lilgenstein“. Im Verlaufe der Dohnaischen Fehde gelangte mit der Burg Königstein auch der Lilienstein in den Besitz der Meißner Markgrafen. Alte Stadtrechnungen von Dresden zeigen an, dass im Jahre 1406 markgräfliche Söldner auf der Burg weilten. Durch den Vertrag von Eger vom 25. April 1459 kamen Festung und Lilienstein dauerhaft nach Sachsen. Die böhmische Lehnshoheit verblieb jedoch formell bis 1806.

Diese in Eger festgelegte Grenze zwischen Böhmen und Sachsen gehört mit zu den am längsten bestehenden in Europa. Ihr heutiger Verlauf stimmt zum überwiegenden Teil mit dem damals beschlossenen Grenzen überein.

Der Erwerb des Gebietes brachte es mit sich, dass der Lilienstein seine Berechtigung als Grenzsicherung verlor und wahrscheinlich im 15.Jh aufgelassen wurde. Die Zeit verwischte alle Spuren, und die Burg geriet fast in Vergessenheit. Einige Autoren wie Heckel, Sieber, der Pfarrer und Chronist J.G.Süssen und Götzinger erinnerten in ihren Schriften an sie.

Schließlich bewiesen der Dresdner Oberlehrer Hugo Friedemann und der Liliensteinwirt Karl Friedrich Bergmann an Hand von Ausgrabungen, die sie Ende des 19. Jh. Durchführten, das Vorhandensein einer Burganlage. Gottwald von der Sektion Königstein schrieb "Unser Bergwirt Herr Bergmann hat die Ausgrabunden bzw. Freilegung der Mauerreste wieder stark in Angriff genommen. Wie ich mich nebst mehreren Mitglieder der Sektion Königstein selbst am vorigem Sonntage (2. Dezember) überzeugt habe, sind auch mehrere Eisenteile, Lanzen und Pfeilspitzen, Knochreste und viele Thonscherben zu Tage gefördert." [4].

Eine 1,5 m tiefe Zisterne, verschiedene Eisenteile und ein gut erhaltener Helm konnten sie als Zeugen präsentieren. Die auf Kosten des Bergwirtes unternommenen Arbeiten umfassten eine Anlage von 38m Länge und 26 m Breite. Zwischenwände unterteilten die Fläche, und die Umfassungsmauern erreichten ein Dicke von 1,6m.

ehemalige Burganlage auf dem Lilienstein
(Abb.3) Reste der ehemalige Burganlage
auf dem Lilienstein

In einem Raum fand man die Einritzungen eines Mühlespieles. Leider ist es kaum noch auffindbar und wird wohl in absehbarer Zeit verschwunden sein. Ein gleiches Mühlespiel, aber viel besser erhalten, finden wir auf dem Hockstein bei Hohnstein. In Richtung der jetzigen Gaststätte lag der Burggraben mit der (Zug) – Brücke. Im oberen Teil des Nord- und Südaufstieg sind viele Falze, die auf Tore und Absperrungen hinweisen, zu beobachten.

Auch beim begehen des Plateaus entdecken wir hin und wieder alte Ein- und Ausmeißelungen, die möglicherweise mit ehemalige Steinschleudern oder Aufzüge im Zusammenhang stehen könnten. Solche Spuren können aber auch aus späterer Zeit stammen, denn 1771 errichtete man z.B. eine kurfürstliche Jagdhütte auf der Hochfläche des Liliensteins.

In den Jahren 1937- 38 erfolgten nochmals Ausgrabungen auf dem Lilienstein. Diese wurden von Alfred Neugebauer durchgeführt, der unter anderen, auch an den Ausgrabungen auf der Bastei (Felsenburg Neurathen) und dem Pfaffenstein beteiligt war.



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Literaturquellen:

- [1] Alfred Meiche - "Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten der Sächsischen Schweiz" 1907

- [2]- Exkursion 1996 zum Lilienstein, Ltg. A. Neugebauer

- [3] Vogel - Werte unserer Heimat

- [4] Zeitschrift "Über Berg und Tal" 12.1894 (17 Jahrg. Nr.12 Seite 107)

- [] Zeitschrift "Über Berg und Tal" 4.1894 (17 Jahrg. Nr.4 Seite 33)


Letzte Änderung am 08.01.2013


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