Lilienstein


Nordaufstieg:

Lilienstein Nordaufstieg
Abb.1 Lilienstein Nordaufstieg



Der älteste Aufstieg auf den Lilienstein dürfte der Nordaufstieg sein, der sicher schon zur Zeit der Burg bestand. Der Ausstieg befindet sich östlich des Liliensteins in der Nähe der Sellnitz. Er ist auch vom Wanderparkplatz Lilienstein aus Waltersdorf und Prossen gut zu erreichen und schlängelt sich vom Fuß des Berges unter Ausnutzung der natürlichen Gegebenheiten hinauf zum Plateau.

Der Aufstieg beginnt recht sanft (Abb. 1) und bereitet dem Wanderer keine Schwierigkeiten. Dies ändert sich erst, wenn man die Halde überwunden hat und das steil aufragende Massiv erreicht.


Spuren der Vergangenheit:

Kurz vor Erreichen der ersten Eisentreppe kommt man an einer schrägen Felswand links des Weges vorbei. An dieser Stelle wurden 1984 bei der Erforschung der Höhle durch Herrn Rohlecke und 1985 durch Alfred Neugebauer bronze-/eisenzeitliche Scherben gefunden, die das gleiche Alter aufweisen wie die Keramikfunde vom Pfaffenstein [2]. In Anlehnung an den nahe gelegenen Franzosenborn erhielt die Trümmerhöhle den Namen "Franzosenhöhle". [2][3]

In einem interessanten Aufsatz von Klaus Simon und Matthias Torke "Die Franzosenhöhle, ein urgeschichtlicher Kultplatz am Lilienstein/ Sächsische Schweiz 2007" wird die Fundstelle beschrieben. Die Fundstelle und das Fundmaterial lassen vermuten, dass es sich weniger um eine Siedlungs- als vielmehr um eine Kultstätte handelt.

Ein Stück weiter ist der Fuß des Plateaus erreicht. Ab hier ist der Aufstieg meist nur noch über Eisenleitern und in den Sandstein gehauene Stufen möglich (Abb. 2). Auf dem weiteren Weg laden schöne Aussichtspunkte zum Verweilen ein und ermöglichen den Blick auf die Bastei, das Rathener Gebiet und die Felsen am Brand. Dies ist ein Vorgeschmack auf die grandiosen Fernsichten, die den Besucher vom Plateau aus erwarten.


Auswilderung der Wanderfalken:

Auswilderung der Wanderfalken am Lilienstein
Abb.2 Auswilderunugskiste der Wanderfalken

Im oberen Abschnitt lohnt sich auch ein Blick auf die Felsen westlich des Weges.

Hier an der Nordseite des Liliensteins wurden die Wanderfalken in der Sächsischen Schweiz wieder angesiedelt.

Seit den 1970er Jahren sind die Wanderfalken in der Sächsischen Schweiz ausgestorben. Ursache war der massive Einsatz des Insektizids DDT in der Landwirtschaft, das über die Nahrungskette bis zu den Wanderfalken gelangte und sich dort anreicherte. Die Folge war eine Dünnschaligkeit der gelegten Eier, was zu einer geringeren Reproduktionsrate und schließlich zum Aussterben der Art führte.

In der Bundesrepublik wurde der Einsatz von DDT bereits in den 1970 ziger Jahren verboten. In der damaligen DDR wurde es aber noch bis in die 80 ziger Jahren verwendet.

Mit dem völligen Verzicht auf den Einsatz von DDT konnte auch wieder an eine Wiederansiedlung gedacht werden.1989 erfolgte die erste Freilassung eines Wanderfalkenpaares in einem Auswilderungskäfig durch engagierte Naturschützer. Das über mehrere Jahre laufende Wiederansiedlungsprojekt mit weiteren Auswilderungen führte mit der Zeit zu einer sich selbst tragenden Population.






Die enge Kluft:

Kurz vor Erreichen des Plateaus, muss noch eine künstlich erweiterte, enge Kluft durchsteigen werden. Am Einstieg in die Spalte befinden sich mehrere große Falze und Balkenlager, die zur Aufnahme einer Absperrung dienten. Dieser wurde in Kriegszeiten zum Schutz vor Angreifern verschlossen. Ein hölzerner Wehrgang darüber ist durchaus vorstellbar. Mit der Aufgabe der Burg auf dem Lilienstein verfiel der Nordaufstieg allmählich und wurde nur noch gelegentlich von der einheimischen Bevölkerung genutzt.

Im Jahre 1917 wird berichtet, dass auch der Nordaufstieg am Eingang der Felsspalte eine Tür besaß:"Nach wenigen Minuten sind auch wir soweit und betreten durch ein Gittertürchen das langersehnte Plateau. Um die gewohnte Ernüchterung durch eine Wirtschaft erst später zu erfahren, wenden wir uns sogleich nach links und lassen, eine kurze Waldwildnis durchquerend, von der Carola-Bastei die ersten Blicke übers Elbtal gleiten." [1].

Zur Zeit der Besteigung des Liliensteins durch "August den Starken" im Jahre 1708 wurde der Südaufstieg eigens für den Kurfürsten ausgebaut bzw. angelegt. Dass auch der Nordaufstieg bei diesem Ereignis eine Rolle spielte, belegt die in Sandstein geschlagene Jahreszahl "1708" im oberen Bereich des Nordaufstiegs.


Der neue Nordaufstieg:

Lilienstein Nordaufstieg
Abb.3 Lilienstein Nordaufstieg

Der stetig wachsende Tourismus in der Sächsischen Schweiz machte auch vor dem Lilienstein nicht halt. Auch der Besitzer des Berggasthofes hatte ein gewisses Interesse an der Wiederinbetriebnahme des Nordaufstiegs. Wanderer aus Prossen, Waltersdorf und Rathen konnten so auf einem kürzeren Weg auf den Lilienstein gelangen.

So wurde im Jahre 1900 der Nordausgang durch den damaligen Bergwirt Bergmann und den Forstfiskus mit nicht unerheblichen finanziellen Mitteln instand gesetzt. Mehrere Einmeißelungen mit der Jahreszahl "1900" erinnern noch heute daran. Erwähnenswert ist eine am Ausstieg (erweiterte Kluft) eingemeißelte Namensinschrift mit Jahreszahl und daneben eingemeißelten Werkzeugen.

Am Sonntag, dem 24. Juni 1900, wurde der mit großem Aufwand erneuerte Aufstieg mit einem Festzug, angeführt von weißgekleideten Mädchen, eingeweiht. Ein Gnomenchor, Gesang, Ansprachen und Musik umrahmten die Einweihungsfeier, an der zahlreiche Mitglieder des Gebirgsvereins und Heimatfreunde teilnahmen.

Der viel begangene Weg bedurfte jedoch ständiger Pflege und so mussten in der Folgezeit immer wieder kleinere und größere Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden, die bis in die heutige Zeit andauern. Wegverlegungen blieben dabei nicht aus und sind bei genauem Hinsehen auch heute noch erkennbar.





Literaturquellen:

- [1] - Artikel von Alfred Maderno, Deutsche Wanderungen- Durch die Sächsische Schweiz 4. Lilienstein

Literaturquellen:

- - [2]- Exkursion 1996 zum Lilienstein, Ltg. A. Neugebauer

- - [3]- Die Franzosenhöhle (5050/KÖ-44), ein urgeschichtlicher Kultplatz am Lilienstein/Sächsische Schweiz (2007)

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Letzte Änderung am 11.12.2024


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