Die Hügelbauenden Waldameisen


Stellung der Hügelbauenden Waldameisen in der Insektenwelt:


Unsere Waldameisen gehören zur Unterfamilie der Schuppenameisen. Charakteristisch ist das schuppenförmige Stielchenglied (Petiolus) zwischen Mittelteil und dem Hinterteil. Man kann es es meist schon mit dem bloßem Auge oder einer einfachen Lupe erkennen. Schuppenameisen besitzen im Gegensatz zu anderen Ameisenarten keinen Giftstachel sondern verspritzen ihre Ameisensäure.

Die inneren Organe der Ameisen
Schuppe einer Waldameise


Die Kasten der hügelbauenden Waldameisen:

Als Kasten werden die unterschiedlichen Gruppen innerhalb einer Art bezeichnet. Bei den staatenbildenden Insekten sind diese für völlig verschiedene Aufgaben zuständig. So ist unter anderem die Fortpflanzung völlig von der Brutpflege entkoppelt. Die damit verbundene Vielgestaltigkeit eines Ameisenvolkes wird sozial oder Kasten- Polymorphismus bezeichnet. Die dabei entstandenen unterschiedlich, äußerlich sichtbaren Merkmale, sind ein wichtiges Merkmal von Insektenstaaten.

Bei den Ameisen gibt es drei sogenannte Kasten, die Königin, die Männchen und die Arbeiterinnen. Jede von ihnen hat völlig unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Daraus folgt auch das schon erwähnte unterschiedliches Aussehen. Die Entstehung der einzelnen Kasten ist ein sehr komplexer Prozess.

Königinnen:

Nest der Kahlrückige Waldameise  
		(Formica polyctena)
geflügelte Ameisenkönigin
(Formica polyctena)

Die Königin ist mit 9 bis 11mm etwas größer als die Arbeiterinnen. Ihr Körperbau ist den speziellen Aufgaben entsprechend angepasst. Das hintere Segment (Gaster) ist größer als bei den Arbeiterinnen und auf seine wesentliche Aufgabe, die Eiablage, perfekt angepasst. Auch das mittlere Segment ist sehr kompakt aufgebaut. Es enthält die Muskulatur für die Flügel, die nach deren Abwerfen, die Energie für eine Koloniegründung liefert.

Bei der Befruchtung durch das männliche Geschlechtstier erhält der Königin so viel Samen, dass er ausreicht um ein Leben lang befruchtete Eier zu produzieren. Ihre einzige Aufgabe wird in Zukunft darin bestehen, Eier zu legen und damit das Fortbestehen des Volkes zu gewährleisten. Die Königin kann dabei ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen, und im Verlauf ihres Lebens bis zu einer Millionen Eier legen.

Männliches Geschlechtstiere:

Die Männchen, auch Drohnen genannt, entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern der Königin. Sie erreichen in etwa die Größe der Königinnen und tragen wie auch die Jungköniginnen Flügel. Ihr Körper ist in der Regel schlank und ganz schwarz.

Nach der Begattung der Weibchen, die meist innerhalb von 14 Tagen nach den schlüpfen stattfindet, ist ihre Aufgabe erfüllt und sie sterben.

Arbeiterinnen:

Sie entstehen aus befruchteten Eiern der Königin. Die flügellosen Arbeiterinnen variieren stark in der Größe (4 bis 9mm). Ihr Alter der kann immerhin 4 bis 6 Jahre erreichen.

Die Kaste der Arbeiterinnen wiederum teilt sich die verschiedenen Arbeiten im und um das Nest. So gibt es unter anderen Spezialisten für Brutpflege, Nestbau und Verteidigung usw..


Kastendetermination:

Die Entstehung der Kasten
Die Kasten der Ameisen

Eine wichtige und ungemein interessante Frage in der Ameisenforschung ist, welche Faktoren führen zur Herausbildung der Unterschiedlichen Kasten? Die Entscheidung, was sich aus einem Ei entwickelt, ist nicht nur auf einen äußeren Einfluss, sondern auf eine Mischung mehrerer zurückzuführen.

Die Königin legt im Laufe des Jahres zwei unterschiedliche Typen von Eiern: Dies sind sogenanntendie Winter- und die Sommereier. Aus den Wintereiern entwickeln sich in der Regel die Geschlechtstiere und aus den Sommeriern die Arbeiterinnen. Die Wintereier sind die ersten nach der "Sonnung" gelegten Eier. Sie sind größer als gewöhnliche Eier, und werden auch als Polplasma-Eier bezeichnet. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass diese Eier eine größere Menge Polplasma enthalten, welches im Mikroskop als dunkler Fleck zu erkennen ist.

Aus diesen Eiern entstehen in der Regel die männlichen und weiblichen Geschlechtstiere. Die Entscheidung welches Geschlecht sich entwickelt, entscheidet die Umgebungstemperatur bei der Eiablage. Die Samenpumpe der Altkönigin tritt erst bei einer Temperatur von 19 Grad in Aktion. Das heist oberhalb dieser kritischen Temperatur werden einige wenige Samenfaden freigegeben und Oberhalb dieser Temperatur entstehen die befruchteten Königinnen, unterhalb dieser, die männlichen Drohnen.

Jetzt müssen noch zwei weitere zusammenhängende Bedingungen erfüllt sein, damit auch wirklich Geschlechtstiere das Nest verlassen können:

Das sind die Abwesenheit der Königin nach der Eiablage und eine spezielle Ernährung der Larven mit der sogenannten Ameisenmilch die sich aus verschiedenen Drüsensekreten zusammensetzt. In der Regel werden die Wintereier im oberen Nestbereich abgelegt. Anschließend zieht sich die Königin in die tieferen Bereiche des Nestes zurück um Sommereier zu legen. Würde die Altkönigin bei den Larven der Wintereier bleiben würde alle die normale Nahrung aus den Sozialmagen der Arbeiterinnen erhalten. Die Folge wäre, aus den befruchteten Eiern entstehen Arbeiterinnen, und die männlichen Larven würden absterben.

Aus den Sommereiern, die von der Königin in den Zeit von Mai bis August gelegt werden, entwickeln sich immer Arbeiterinnen.


Zusammenfassend kann man sagen:

In einem Ameisennest findet man:

ständig:

- eine oder mehrere begattete, eierlegende Königinnen
- eine große Anzahl unfruchtbarer Arbeiterinnen

zeitweise:

- männliche und noch unbegattete weibliche Geschlechtstiere
- Eier, Larven und Puppen




Literaturquellen:

-[1] Waldbewohnende Ameisen- Dr. Dr. Gustav Wellenstein (1990)


Interessante links :

- Ameisenschutzwarte Sachsen e.V.

- Ameisen Wikipedia

- Ameisen Wikipedia formica

- Ameisen Wiki

- Von Walter Kirchner - Die Ameisen: Biologie und Verhalten

- Was ist Was. Bienen und Ameisen Von Dr. Sabine Steghaus-Kovac

- Christian Platner - Ameisen als Schlüsseltiere in einem Grasland: Studien zu ihrer Bedeutung für ..

- Ameisen und Briefmarken (sehr interessante Beschreibung mit vielen interessanten Informationen


Letzte Änderung am 28.07.2023