Die Lebensweise der Hügelbauende Waldameisen


Aufgabenteilung der Ameisen:

Um das Leben eines solchen "Superorganismus" wie ein Ameisennest zu verstehen, muss man einen Blick auf das Sozialleben dieser Staatenbildenden Insekten werfen.

Wer ein Ameisennest beobachtet, erkennt auf den ersten Blick ein mehr oder weniger unkoordiniertes durcheinanderlaufen der einzelnen Tiere. Aber weit gefehlt, die Aufgaben der einzelnen Ameisen sind mehr oder weniger streng geregelt. Um die Existenz, dass Überleben und Fortbestehen des Ameisenvolkes zu gewährleisten ist eine Arbeitsteilung die Voraussetzung um die Vielzahl der erforderlichen Aufgaben zu erledigen.

Die Aufgaben die in und um ein Ameisennest zu erledigen sind, sind zum Beispiel:

- Nestbau, Nestreinigung
- Nahrungssuche und Transport
- Brutpflege
- Füttern der Königin
- usw.

Nest formica polyctena
Ameisennest (Formica polyctena)

Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden, herrscht in- und außerhalb eines Ameisennestes eine mehr oder weniger strenge Arbeitsteilung. Es gibt aber kurzfristige und an den Jahreslauf gebundene Faktoren, die sich auf die erforderlichen Arbeiten auswirken, und eine gewisse Flexibilität der Arbeiterinnen erfordern.

So Unterstützen zum Beispiel bei einer Nestbeschädigung Arbeiterinnen, die sonst andere Aufgaben erfüllen, die für das Nest zuständigen Ameisen bei der Reparatur des Nestes. Nach Beendigung der Arbeiten kehren sie zu ihren eigentlichen Arbeiten zurück.

Ein weiteres Beispiel kann plötzlicher Futtermangel sein. Ausgelöst durch ungünstiges Wetter oder andere Faktoren kann er das Überleben des Volkes gefährden. Auch hier müssen Arbeiterinnen anderer "Arbeitsgebiete" kurzfristig aushelfen um die Ernährung aller zu gewährleisten.

Auch im Jahreslauf variieren die notwendigen Arbeiten am oder im Nest. So ist die Brutpflege nur auf einige Monate im Jahr begrenzt oder die Arbeiten nach der Winterpause, wo dem Aufbau und Wiederherstellung des Nestes eine große Bedeutung zukommt.

Die Aufgaben der Arbeiterinnen lassen sich in Arbeiten im Nest (Innendienst) und Arbeiten außerhalb des Nestes (Außendienst) einteilen:

Innendienst Außendienst
Weckerinnen Jägerinnen
Wärmeträgerinnen Sammlerinnen
Speichertiere Blattmausmelkerinnen
Brutpflegerinnen Blattlauswächterinnen
Königspflegerinnen Straßenbauerinnen
Nestreinigerinnen Materialbeschafferinnen
Beutezerlegerinnen Trägerinnen
Wächterinnen

Die Weckerinnen überwintern in den oberen Bereich des Ameisennestes und erwachen nach dem Winter mit allmählichen Erwärmung des Nestes. Nachdem sie sich selbst erwärmt haben, holen sie aus dem tieferen Nestbereichen ihre Artgenossen nach oben. Einschließlich der Königin(nen), können sich alle auf dem Nest erwärmen.

Die Wärmeträgerinnen sorgen für eine konstante Temperatur im Nest. Vor allem zu Beginn des Jahres nutzen sie ihrem Körper als Wärmespeicher und transportieren die Wärme in das Nestinnere. Eine konstante Temperatur ist vor allem für die Entwicklung der Brut von großer Bedeutung.

Brutpflegerinnen sind für die Rundumbetreuung des Nachwuchses, also der Eier, Larven und Puppen verantwortlich. diese müssen ständig in die Nestbereichen mit der optimalen Temperatur transportiert werden.

Dabei ist erwähnenswert, das junge Arbeiterinnen bevorzugt im Innendienst, und erst später für Tätigkeiten außerhalb des Nestes eingesetzt werden. Dieser Wechsel kann schon nach wenigen Wochen oder auch erst nach einem Jahr erfolgen.

Zusammenfassend kann man sagen kann man sagen:

Die Arbeitsteilung ist eine Folge von mehreren Faktoren. Durch Reize im Ameisenstaat und aus der Umwelt kann sich das Tätigkeitsfeld der Arbeiterinnen auf die jewalig neuen Erfordernisse einstellen. Dabei spielen auch das Alter und die Größe der einzelnen Individuen eine Rolle.


Aufbau eines Ameisennestes

Unter den vielen weltweit existierenden Ameisenarten gibt es viele, die umherziehen wie Nomaden. Sie errichten immer wieder an anderen Standorten ihre neuen Nester. Diese Nester sind meist von einfacher Art und werden relativ schnell errichtet. Andere, nicht sehr volksstarke Ameisenvölker nutzen vorhandene natürliche Unterkünfte wie Eicheln und Kastanien als Wohnstätten. Sie bieten den Ameisen einerseits einen gewissen Schutz vor Feinden und anderseits werden die täglichen und Saisonalen Temperaturschwankungen etwas ausgeglichen. Einen anderen Weg beschreiten die Holzameisen (Camponotosarten). Sie nutzen einen Baumstamm und dessen Wurzelbereich als Nest das gleichzeitig dem Schutz vor Feinden dient.

Anders die Hügelbauenden Waldameisen: Sie errichten in der Regel ein Nest an einem für sie günstigen Standort wo es meist so lange bestehen bleibt, wie auch das Volk existiert. Nestverlagerungen sind bei Hügelbauenden Arten eher die Ausnahme und nicht die Regel. Für sie ist die richtige Wahl einer geeigneten Siedungsfläche von großer Bedeutung.

Aufbau eines Waldameisennestes
Aufbau eines Waldameisennestes

Der bevorzugte Standort an dem ein neues Nest errichtet wird, kann je nach Art, etwas variieren. Einige bevorzugen sonnige Standorte wie südlich oder östlich ausgerichtet Waldränder oder gut besonnte Waldinnenränder. Andere Arten bevorzugen lichte Waldbestände mit Halbschatten und Blattlausreichen Baumarten wie Fiche, Birke, Lärche und Eiche. Auch die Beschaffenheit des Untergrundes spielt eine große Bedeutung. So benötigen die kleine- und große rote Waldameise immer einen alten Wurzelstock um ihr Nest darauf zu errichten. Für andere Arten wiederum (Wiesenameise) stellt dies keine Voraussetzung dar.

Die errichteten Nester sind keine statischen Gebilde sondern befinden sich in einem ständigen Umbau. Um der Verrottung und den Zersetzungsprozessen des Nestmaterials vorzubeugen bzw. sie zu verlangsamen. Um dies zu erreichen wird ständig feuchtes Nestmaterial aus den inneren des Nestes nach außen transportiert und umgekehrt trockenes in das Nestinnere befördert.

Die Ameisen versuchen ständig, eine konstante Temperatur von 20 bis 30 Grad in ihrem Nest zu halten. Um dies zu erreichen spielen drei Faktoren eine wichtige Rolle. Erstens durch die Ameisen selbst, denn auch ihr Stoffwechsel erzeugt ständig Wärme zweitens wird auch durch die ständig stattfindende Zersetzung von Nestmaterial Wärme frei.

Der dritte Regelfaktors ist die Sonnenstrahlung die vom Nest absorbiert wird. Um die Temperatur im oben genannten Bereich zu halten ist die Kuppelform und deren Größe wichtig. Auch der Aufenthaltsort der Tiere im Nest und das Öffnen und Schließen von Öffnungen im Nest beeinflussen die Temperatur im Nest.

Als Baumaterial werden meist Nadeln von Fichte und Kiefer, kleine Holzstücke, Rinde und alles was sich in der näheren Nestumgebung befindet, verwendet. Wenn vorhanden auch kleine Steine und Baumharz das eine desinfektive Wirkung auf das Nest ausübt.


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Quellen:

Die Waldameise: Biologie-Ökologie und forstliche Nutzung - Karl Gößwald



Letzte Änderung am 24.01.2022