Extraflorale Nektarien


Einleitung:


Die meisten Pflanzen produzieren Nektar, eine süße Flüssigkeit, um Bestäuber wie Bienen, Schmetterlinge, Kolibris und Fledermäuse anzulocken. Der Nektar wird in speziellen Drüsen, den sogenannten Nektarien, produziert, die sich in der Blüte oder in Blütenteilen befinden.

Die Bestäuber erhalten Nektar und tragen im Gegenzug Pollen von einer Blüte zur anderen. Dadurch wird die Bestäubung und Fortpflanzung der Pflanze ermöglicht. Die Produktion von Nektar ist für eine Pflanze jedoch auch energieintensiv.

Aus diesem Grund haben Blütenpflanzen im Laufe der Evolution auch andere Wege und Strategien entwickelt, um die Fortpflanzung ihrer Art zu garantieren.

Am bekanntesten ist sicherlich die Windbestäubung (Gräser, Eichen, Birken, Hasel, Nadelhölzer, Getreide usw.). Aber auch Düfte, Farben und Formen existieren, um Bestäuber anzulocken und zu täuschen, ohne dass Nektar benötigt wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nektarproduktion eine evolutionäre Anpassung ist, die hauptsächlich dazu dient, tierische Bestäuber anzulocken. Pflanzen, die andere Bestäubungsstrategien verfolgen, benötigen hingegen keinen Nektar als Lockmittel.


Extraflorale Nektarien:

Waldameisen an den Extraflorale Nektarien einer Zaunwicke(Vicia sepium)
Waldameisen mit einem Samen des Beinwells (Symphytum officinale)

Der Begriff "extraflorale Nektarien" lässt sich am einfachsten als außerhalb der Blüte gelegene Drüsen, die Nektar absondern, beschreiben. Sie können sich dabei an verschiedenen Pflanzenteilen wie Blättern oder Stängeln befinden und dienen nicht der Bestäubung.

Warum investieren einige Pflanzen aber auch in die energieintensive Nektarproduktion an anderen Pflanzenteilen?

Ihre Hauptfunktion besteht darin, Insekten anzulocken. Das sind im Wesentlichen Ameisen, aber auch andere räuberische Insekten wie Schlupfwespen oder Marienkäfer sind am Nektar interessiert. Diese Insekten nutzen den Nektar als Nahrungsquelle und agieren im Gegenzug unbewusst als "Bodyguards" der Pflanzen. Mit ihrer Anwesenheit vertreiben oder fressen sie pflanzenfressende Schädlinge (z. B. Raupen oder Blattläuse), die der Pflanze schaden könnten. Dies ist eine Art Symbiose, von der sowohl die Pflanze (Schutz vor Fraßfeinden) als auch die Insekten (Nahrung) profitieren.

Die meisten Pflanzen mit extrafloralen Nektarien befinden sich in den tropischen Gebieten unserer Erde, in Mitteleuropa ist die Anzahl der vorkommenden Pflanzenarten eher überschaubar. Dabei können sich die extrafloralen Nektarien an verschiedenen Pflanzenteilen befinden.




Pflanzen mit Extrafloralen Nektarien in Mitteleuropa


Nektarien an der Unterseite der Nebenblätter

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien der Zaunwicke
Zaun-Wicke (Vicia sepium)

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien der Futterwicke
Futter-Wicke (Vicia sativa)

Nektarien auf der Unterseite von Tragblättern

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien des Acker-Wachtelweizens (Melampyrum arvense)
Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense)

Am Grund der Blattspreite

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien der Kirsche
Süss-Kirsche (Prunus avium)

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien am Blattstiel der gewöhnlichen Traubenkirsche
Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) und andere Prunusarten

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien am Blattstiel des Gemeinen Schneeballs (Viburnum opulus)
Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus)

Nektarien am Grund des Blattstiels

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien am Grund des Blattstiel des Adlerfarns (Pteridium aquilinum)
Adlerfarn (Pteridium aquilinum)

Staudenknöterich (Reynoutria japonica)

bei umgebildeten Blättchen am Grund der Fiedern

Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien des Schwarzer Holunders (Sambucus nigra)
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Roter Holunder (Sambucus racemosa)

Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus)

Extrafloralen Nektarien des Japanischen Staudenknöterisch (Invasive Pflanzenart in Mitteleuropa)


Makroaufnahme der Extrafloralen Nektarien am Grund des Blattstiel des Japanischen Staudenknöterich (Reynoutria japonica)
Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica)


Neben der allgemein gültigen Erklärung, dass sie Insekten anlocken, werden in der Literatur auch einige andere Erklärungen für die Bedeutung der extrafloralen Nektarien beschrieben.

1. Abgabe von überschüssigem Zucker und anderen Stoffwechselprodukten

2. Anlocken von Insekten zur Bestäubung. Dies ist vor allem bei Pflanzen mit kleinen oder unscheinbaren Blüten der Fall.

3. Schutz der Pflanze vor Pilzen und Bakterien da die Nektarabsonderungen selbst antimikrobielle Eigenschaften haben können.

4. Indirekte Bestäubung durch Insekten.


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Letzte Änderung am 20.09.2025