Ameisen Allgemein:


Einleitung:

Mithilfe der Taxonomie ordnen wir Menschen alle Organismen nach wissenschaftlichen Kriterien in ein System von Gruppen (wie Reich, Stamm, Art usw.) ein. Ihr Hauptzweck besteht darin, die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Lebewesen zu bestimmen und ihnen eindeutige Namen zu geben. In diesem System gehören die Ameisen zur Klasse der Insekten. Weltweit wurden bisher über eine Million Insektenarten wissenschaftlich beschrieben, wobei Schätzungen davon ausgehen, dass es tatsächlich zwischen drei und sieben Millionen oder sogar mehr gibt.

Nahaufnahme einer Schuppenameise
Nahaufnahme einer Schuppenameise

Charakteristisch für Insekten ist, dass sie sechs Beine und einen Körper haben, der klar in drei Teile (Kopf, Thorax und Abdomen) gegliedert ist. Die meisten haben Flügel (zumindest die fortpflanzungsfähigen Tiere).

Die Klasse der Insekten wird weiter in mehrere Ordnungen unterteilt. Die Ameisen werden der Ordnung der Hautflügler zugerechnet.

In diese Ordnung fallen alle Insekten, deren Flügel (falls vorhanden) membranartig (häutig) sind. Ameisen (Geschlechtstiere haben zumindest zeitweise Flügel) gehören zusammen mit Bienen und Wespen zu dieser Ordnung.

Nach weiteren Unterteilungen sind wir schließlich bei der Unterteilung in Familien angelangt.

Eine der Familie sind die Ameisen. Weitere allgemein bekannte Familien sind beispielsweise Bienen und Wespen. Sie sind nicht nur im äußeren Erscheinungsbild, sondern auch in der Lebensweise eng mit den Ameisen verwandt.

Charakteristisch für Ameisen ist die stielchen- oder knotenartige Verengung zwischen Brustabschnitt und Hinterleib.

Das geschäftige Treiben der Ameisen hat schon immer das Interesse der Menschen geweckt. Die erste belegbare Erwähnung findet sich in einem der ältesten Bücher der Welt, der Bibel: In den Sprüchen Salomos (6,6-8) heißt es: "Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr! ...". Ein deutlicher Hinweis darauf, dass das unermüdliche Treiben der Ameisen schon damals die Menschen fasziniert hat.


Seit wann existieren Ameisen:

Ameisen blicken auf eine lange Stammesgeschichte zurück. Allgemein bekannt sind Insekten, einschließlich Ameisen, die in fossilem Harz (Bernstein) eingeschlossen waren. Diese Einschlüsse können bis zu 100 Millionen Jahre alt sein. Dies entspricht der Kreidezeit, in der die Dinosaurier unseren Planeten besiedelten.

Noch älter sind Fossilienfunde aus dem Nordosten Brasiliens, die auf ein Alter von ca. 113 Millionen Jahren datiert werden.

Noch ältere Datierungen beruhen auf Schätzungen und nicht auf direkten Fossilien, sondern auf molekularbiologischen Stammbaumanalysen (phylogenetische Analysen), bei denen das Alter anhand genetischer Unterschiede und bekannter Fossilfunde berechnet wurde. Diese ergeben ein Alter von etwa 140 bis 168 Millionen Jahren (späte Jura- bis frühe Kreidezeit).

Die Tatsache, dass sie unseren Planeten schon so lange und fast alle Lebensbereiche besiedeln, ist ein klarer Beweis für den Erfolg ihrer ausgeklügelten Überlebensstrategie.


Ameisen gibt es fast überall:

Weltweit sind derzeit über 15.000 Ameisenarten bekannt, wobei ständig neue entdeckt werden. Schätzungen zufolge existieren auf der Erde zwischen 20 000 und 30 000 Arten.

Ameisen sind mit Ausnahme der Polarregionen und der höchsten Gebirgsgipfel weltweit verbreitet (kosmopolitisch). Sie besiedeln fast alle terrestrischen Lebensräume, von tropischen Regenwäldern bis hin zu Wüsten. Die größte Artenvielfalt ist in den Tropen und Subtropen zu finden.

So können im Amazonasgebiet auf einer Fläche von einem Hektar 100 bis 200 verschiedene Arten leben. Zum Vergleich: In ganz Deutschland wurden bisher insgesamt nur etwa 120 Ameisenarten nachgewiesen.

Auch die Größenunterschiede zwischen den einzelnen Ameisenarten können beträchtlich sein. Zu den kleinsten Ameisen gehören die Pharaoameisen (Monomorium pharaonis), die eine Größe von etwa 2 mm erreichen. Sie werden den Knotenameisen zugerechnet, ihr natürlicher Lebensraum liegt in Asien. Mittlerweile sind sie jedoch weltweit verbreitet und verursachen zum Teil große Probleme in Gebäuden wie Krankenhäusern und Großküchen.

Das andere Extrem stellen die Bulldoggenameisen (Myrmeciinae) dar. Diese in Australien lebenden Ameisen werden ebenfalls den Knotenameisen zugeordnet und erreichen eine beachtliche Größe von bis zu 45 mm. Sie sind auch für Menschen nicht ganz ungefährlich, es soll sogar schon zu mehreren Todesfällen gekommen sein.


Eine 20 mit 15 nullen:

Schon mehrfach wurde versucht, die Anzahl der auf der Erde lebenden Ameisen abzuschätzen. Diese Schätzungen waren jedoch weitgehend spekulativ und basierten auf einfachen Hochrechnungen.

Im Jahr 2022 erschien ein interessanter Artikel mit dem Titel "The abundance, biomass, and distribution of ants on Earth ((Die Häufigkeit, Biomasse und Verbreitung von Ameisen auf der Erde) von Patrick Schultheiss et al. (DOI: 10.1073/pnas.2201550119).

Die Autoren haben Daten aus 489 Studien zusammengetragen, die alle Kontinente, wichtige Biome und Habitate umfassen, um die globale Häufigkeit von Ameisen zu schätzen.

Die Studie liefert die weltweit erste systematische und empirisch abgeleitete Schätzung der Ameisenpopulation und ihrer Biomasse. Frühere Schätzungen waren weitgehend spekulativ oder basierten auf einfachen Hochrechnungen.

Eine neuere Studie zeigt, dass es weltweit mindestens 20 Billionen Ameisen gibt. Das entspricht einer 20 mit 15 Nullen. Auf jeden Menschen kämen demnach etwa 2,5 Millionen Ameisen.

Die Biomasse der Ameisen übersteigt die Biomasse aller wild lebenden Vögel und Säugetiere und entspricht etwa 20 Prozent der menschlichen Biomasse.


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Literaturquellen:

-[1] Waldbewohnende Ameisen- Dr. Dr. Gustav Wellenstein (1990)


Interessante links :

- Ameisenschutzwarte Sachsen e.V.


- Springameisen verändern ihre Gehirngröße, um Königin zu werden.


Letzte Änderung am 15.11.2025