Goßdorfer-Raubschloß (Burg Schwarzberg)


Abgelegen von den großen Touristenströmen der Sächsischen Schweiz, hoch über den beiden romantischen Tälern der Schwarzbach und Sebnitz, liegt auf einem Felssporn das Goßdorfer Raubschloss. Um diese geheimnisvolle Burganlage, von der noch vieles im Dunkeln liegt, ranken sich viele Sagen und Geschichten.

Das Goßdorfer Raubschloss 2012
Abb.1 Goßdorfer Raubschloss- Ruine

Der interessierte Besucher wird sich fragen warum an dieser, weitab einer Stadt oder Dorfes ein Berg befestigt wird und mit einer Wehranlage versehen wurde? Der Grund ist das in früheren Zeiten eine bedeutende Handels- und Wirtschaftsstraße durch das Schwarzbachtaltal führte. Über diese alte Straße wurde der Transport bis in die Lausitz und nach Bad Schandau an der Elbe abgewickelt. Auch die Bauern aus Mitteldorf benutzten diese Straße um mit Fuhrwerken ihre Frondienste im Rittergut Hohnstein zu verrichten.

Im Hohnsteiner Amtsbuch von 1547 wird auch "eine freie Landstrasse" an der Schwarzbach zwischen Lohsdorf und Bad Schandau erwähnt. Mit der Beendigung der Frondienste, die durch das Tal führten, wurde es ruhig im Gebiet und die alte Burg geriet immer mehr in Vergessenheit.

Entstehung

Das Goßdorfer Raubschloss Rundturm
Abb.2 Goßdorfer Raubschloss- Rundturm

Die Burg, ehemals unter dem Namen Burg Schwarzberg bekannt, wurde im Jahre 1372 erstmals erwähnt. Dies war, bei einer Erbeinigung zwischen Kaiser Karl IV. und seinem Sohn König Wenzel mit den Wettinern Friedrich, Balthasar und Wilhelm, Landgrafen zu Thüringen, in Pirna [2]. Erbaut wurde sie aber schon wesentlich früher.

Errichtet wurde die Burg Schwarzberg von den Böhmischen Adelsgeschlecht der Bergen von der Duba. Nachdem die Burg in Sächsischen Besitz überging verlor sie an Bedeutung und es setzte der langsame Verfall ein. Die letzte urkundliche Erwähnung war im Jahre 1456. Der Name Raubschloss hat sicherlich seinen Ursprung darin das die Burg zumindest zeitweise Raubrittern Unterschlupf gewährt hat. So sollen z. B. am 20. Februar 1475 über 60 berittene Raubgesellen hier genächtigt haben [2].

Wiederentdeckung

Im Jahre 1858 zur Zeit der Spätromantik wurde die alte Burg Schwarzburg zu neuen Leben erweckt. Wolf Adolf August von Lüttichau (1786- 1863), Rittergutsbesitzer aus Ulbersdorf, ließ auf den alten Mauern künstliche Ruinen errichten. Was uns heute überrascht entsprach dem damaligen Zeitgeschmack.

Dabei wurden zwei Bauwerke auf den alten Bauten ausgeführt. Das sind zum einen eine künstliche Ruine (Abb.1) an der Hangkante zum Schwartzbachtal und ein Rundturm (Abb.2) im Zentrum der ehemaligen Burganlage.

Den abgebildeten Grundriss habe ich dem Buch von Alfred Meiche - "Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten der Sächsischen Schweiz" entnommen.

Gossdorfer Raubschloss - Grundriss Meiche 1906
Gossdorfer Raubschloss - Meiche 1906 [2]
1- Zugang aus dem Schwarzbachtal
2- ehem. Hauptgegäude der Burg
3- künstliche Ruine von 1858
4- künstl. Rundturm auf altem Mauergrunde
5- Reste der alten Umfassungsmauer
6- Torplatz an der Bergseite
7- Reste des Wallgrabens; ehem. Zugbrücke
8- mutmaßlicher Platz der Zisterne
9- Gratweg nach Goßdorf

Auf den Felsgrad, der von Goßdorf herführt, befindet sich ein Graben der von einer alten Absperrung herrührt.

Lange Zeit war es ruhig im Tal bis man 1877, nach drei Jahren Bauzeit, im Sebnitztal die Bahnstrecke von Sebnitz nach Bad Schandau fertiggestellt hatte. Später im Jahre 1897 kam noch die Schmalspurbahn Goßdorf-Kohlmühle-Hohnstein hinzu, die unter anderen durch das Schwarzbachtal führte und 1951 stillgelegt und abgerissen wurde.

Nach 1990

Im Jahre 2003 wurden die von "Herr v. Lüttichau" errichteten Bauten von ABM- Kräften saniert. Das Gebäute auf Abb. 1 erhielt bei den Arbeiten ein Schrägdach und eine gemütliche Sitzgruppe.

Des Goßdorfer Raubschloss liegt außerhalb des Nationalparks Sächsische Schweiz aber in dem ihm umschließenden Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz. Die Pflanzenwelt des Felsenriffs ist beeindruckend und vor allem im Frühjahr kaum zu übertreffen.

Diese Naturausstattung führe dazu, dass ein 5 ha großes Gebiet um das Goßdorfer Raubschlosses zum Flächennaturdenkmal (FND) erklärt wurde. Zu den Pflanzen gehören der Braunstielige Streifenfarn (Asplenium trichomanes) , Nördlicher Streifenfarn (Asplenium septentrionale) , Schwalbenwurz ((Vincetoxicum hirundinaria) , Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) , Große Sternmiere (Stellaria holostea) , und Waldmeister (Galium odoratum) .

Auf einer inzwischen abgestorbenen Weißtanne wuchs bis 1994 die sehr seltene Tannenmistel.

Einige der alten Buchen auf dem Berg hatten die Endphase ihres Lebens erreicht und hatten viele Dürräste im Kronenbereich oder waren von Pilzen befallen. Durch das Aufstellen von Warnschildern wurden die Besucher auf die erhöhte Gefahr von herabfallenden Ästen hingewiesen. Um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten mußten im Jahr 2010 umfangreiche Ferkehrssicherungsarbeiten durchgeführt werden. Die gefährlichsten Buchen wurden gefällt sowie der Aufstieg aus dem Schwarzbachtal erneuert und im oberen Bereich umverlegt.

Sagen vom Goßdorfer Raubschloss

Um die kleine Burg über dem Schwarzbach ranken sich mehrere Sagen wie zum Beispiel:

- Die Schatzgräber am Goßdorfer Raubschloß

Wo die Schwarzbach in die Sebnitz fällt, liegen auf einer steilen Anhöhe die Trümmer einer Burg, des Goßdorfer Raubschlosses oder alten Schwarzberges. Ihre Ritter waren ein wildes, raublustiges Geschlecht, das weit und breit verhaßt war. Die adligen Srauchdiebe schlugen ihren Pferden die Hufeisen verkehrt auf, um Feinden den Zugang zu ihrem Raubnest zu verbergen. Endlich gelang es aber doch, ihnen ihr schmähliches Handwerk zu legen und die Burg zu zerstören. Nur den großen Schatz gestohlenen Goldes vermochte niemand aufzufinden. Deshalb machten sich einst zwei Ulbersdorfer Bauern zu Mitternacht auf nach dem Raubschloß. Sie kannten das Zauberwort und gruben wacker drauflos. Auf einmal blendete sie ein helles Licht. Voller Freude riefen beide: "Der Schatz, der Schatz". Doch zu ihrem Schrecken gewahrten sie einen Galgen über ihren Häuptern, auf dem ein Hahn zu krähen begann und neben ihnen meckerte ein schwarzer Ziegenbock. Da grauste es ihnen und sie flohen zum Dorfe, verfolgt von dem bock. Die Tiere aber sollen einen die Geister eines Juden und seiner Tochter gewesen sein, die von dem letzen Ritter erschlagen wurden und seitdem den Schatz bewachen. [3]

Eine weitere bekannte Sage ist "Der Sterndeuter im Goßdorfer Raubschloss".

Wanderungen zum Goßdorfer Raubschloss

Das Goßdorfer Raubschloss Aufsuchkarte
Abb.2 Goßdorfer Raubschloss- Karte

Obwohl abgelegen von den Hauptwanderrouten ist das Raubschloss gut zu erreichen und leicht in interessante Wanderungen einzubinden.

Eine schöne Wanderung mit dem Ausgangspunkt Lohsdorf wird im "Wander- und Naturführer .../ Rathener Felsen, Polenztal, Tafelberge und Bielatal:" beschrieben.

Markierte Wanderwege zum Raubschloß gibt es auch von Goßdorf, Ulbersdorf, Mittelndorf, Kohlmühle und Sebnitz aus. Die Karte mit markierten Wanderwegen mit dem Ausgangspunkt Ulbersdorf gibt es auf der Internetseite der Gemeinde als pdf-Datei .







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Interessante links :

- Wikipedia - Schmalspurbahn Goßdorf-Kohlmühle-Hohnstein durch das Schwarzbachtal

- Sebnitztalbahn - ausfühliche Beschreibung mit historischen Bildern

- Gemeinde Ulbersdorf - Geschichte des Dorfes und des Rittergutsbesitzers v. Lüttichau

- Bergbauversuche im Schwarzbachtal


Literaturquellen:

-[1] Richard Vogel- Werte unserer Heimat (Zwischen Sebnitz, Hinterhermsdorf und den Zschirnsteinen)

-[2] Alfred Meiche- Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten der Sächsischen Schweiz

-[3] A. Meiche - Sagenbuch der Sächsischen Schweiz


Letzte Änderung am 15.06.2022

  Kontakt: goldi@hm-noroc.de


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