Bastei- Vogeltelle


Einleitung:

In den Anfangsjahren der touristischen Erschließung gab es nur wenige Wege die auf die Bastei führten. Neben dem Weg durch die Hoffklums (dem späteren Eisenbahnergründel) war das der Aufstieg durch den Wehlgrund und die Vogeltelle. Beide Wege waren sehr steil und wenig erschlossen, was den Aufstieg zu einer schweißtreibenden Angelegenheit machte.


Entstehung:

An dieser Situation änderte sich bis 1814 nichts. In jenem Jahr ließ Förster Auerswald eine Treppe durch die Vogeltelle errichten. Die 487 Stufen erleichterten den Aufstieg auf die Bastei wesentlich. Dieser Förster Auerswald ließ auch einen Steg vom Neurathener Felsentor zur Steinschleuder errichten und legte die Stufen auf die Steinschleuder frei.

Ihren Anfang nimmt die Vogeltelle, unten im Wehlgrund hinter der Felsenbühne, und endet oben am Basteiweg in der Schlucht, die sich zwischen Schweizerhaus und Ferdinandaussicht befindet (siehe Abb.1).

Die Vogeltelle im Basteigebiet
Abb. 1 Die Vogeltelle im Basteigebiet

rot - Weg durch den Wehlgrund und Vogeltelle
blau - Basteiweg von der Bastei nach Rathen

Durch den Bau der zuerst hölzernen- 1826 und der steinernen Basteibrücke 1851 stand den Touristen ein recht bequemerer Weg zwischen Rathen und der Bastei zur Verfügung. In der Folge geriet der Aufstieg durch die Vogeltelle, wie auch der durch die Hoffklums, nach und nach in Vergessenheit.


Aus der Geschichte:

Vergessen wurde er aber nicht ganz, und so ist dieser alte Aufstieg auf die Bastei noch einmal ins Gespräch gekommen. Es war das Jahre 1938 als der Reichsstadthalter in Sachsen, Martin Mutschmann , an den Herrn Finanzminister und die Landesforstverwaltung einen Brief verfasste. Darin hieß es "Es sind Beschwerden laut geworden, dass die "Karl-May-Spiele" auf der Felsenbühne in Rathen darunter leiden, dass ein entsprechender Zugang fehlt. Ich bitte dafür Sorge zu treffen, dass der vorhandene Steig so ausgebaut wird, dass er durch Fußgänger von der Bastei zur Felsenbühne benutzt werden kann. Ich lege Wert darauf, dass der Ausbau dieses Steiges ungesäumt und sofort in Angriff genommen wird."[1]

Mutschmann besuchte mindestens einmal persönlich die Bastei. Das war am 27. Mai 1938 als es zu einem Gespräch um das Kletterverbot im "Naturschutzgebiet Bastei" kam. Neben Sachsens Gauleiter Martin Mutschmann nahmen Rudolf Fehrmann, Vertreter der Bergsportler und der zuständigen Behörden teil. Ob dieser Besuch auch in einem Zusammenhang mit den Bauplänen in der Vogeltelle steht, ist nicht bekannt.

Unmittelbar darauf wurde das Forstamt Lohmen von der Landesforstverwaltung angewiesen, den Weg zwischen der Bastei und der Felsenbühne, auszubauen. Wenn verfügbare Geldmittel nicht ausreichen sind weitere Mittel anzufordern. Dies zeigt dass den Wünschen des Reichsstadthalters von Sachsen nicht widersprochen wurde.

Schon am 14. Juni 1938 antwortete der Lohmener Revierförster Gerlach mit einem Brief an die Landesforstverwaltung. In diesem Schreiben wird auch das erste Mal die "Vogeltelle" direkt erwähnt "Heute hat eine Begehung der Schlucht, der sogen. "Vogeltelle", stattgefunden, um die beste Strecke festzulegen, auf der der Steig von der Bastei nach dem Naturtheater gebaut werden könnte." [1] Diese Begehung stellte fest, dass von der alten Steiganlage so gut wie nichts mehr vorhanden ist. Ein Neubau ist sehr schwierig, zumahl starke Regenfälle in der Schlucht ständig neue Schäden verursachen würden und der Bau mit einem beträchtlichen personellen und finanziellen Aufwand verbunden wäre. Als großes Hindernis wird fehlendes Personal genannt. Förster Gerlach schlug den Einsatz des Arbeitsdienstes für den Bau vor. Die Kosten wurden mit ca. 3300 RM veranschlagt.

Der Einsatz des Arbeitsdienstes kam nicht zustande, so dass versucht wurde, auf das Pionierbataillon 13 aus Pirna zurückzugreifen. Aber auch dieser Weg führte zu keinem Erfolg. Förster Gerlach schrieb an die Landesforstverwaltung "Auftragsgemäß hat sich das Forstamt mit dem Kommandeur des Pion. Bat. 13 in Pirna in Verbindung gesetzt, um zu erfragen, ob etwa Leute für den Ausbau des Naturtheaters anzulegenden Steiges durch die Vogeltelle gestellt werden könnten. Dies ist leider abgelehnt worden... Anderseits können die beteiligten Forstämter keine Waldarbeiter frei machen...". [1]

Da alles zu keinem Ergebnis führte, wurde am 7. Juli 1938 eine Versammlung Amselgrundschlößchen Rathen angesetzt, über deren Ausgang leider nicht bekannt ist.

Erst im Jahr 1939 gab es weiter Aktivitäten. Förster Gerlach aus Lohmen unterbreitete den Vorschlag, einen Steig um den Mönschfelsen herum zur Felsenbühne anzulegen. Das dieser Bereich zum Forstamt Hohnstein gehört wurde dieses Forstamt mit einer Kostenplanung beauftragt. Da der Reichstadthalter weiter Druck machte, entschloss man sich den Weg um den Mönschfelsen herum zu legen.

An dieser Stelle enden die alten Akten, und wir können nur vermuten was weiter passierte. Fest steht, dass der Weg durch die Vogeltelle nicht gebaut wurde. Die Gründe dafür sind meiner Meinung die fehlenden Arbeitskräfte, zu großer Aufwand und Kosten. Inwieweit es zu einem Weg vom Basteiweg um den Mönch herum zur Felsenbühne kam, kann ich nicht sagen. Zumindest kann es kein fest ausgebauter Weg gewesen sein. Vielleicht hat auch der Ausbruch des 2. Weltkrieges weitere Pläne vereidet. Auch wurde der Betrieb der Felsenbühne im Jahre 1942 eingestellt.

Eine Frage bleibt noch: Das Basteigebiet wurde im Januar 1938 zum "Naturschutzgebiet Bastei" erklärt. An keiner Stelle im vorgefundenen Schriftverkehr war je die Rede von einem Schutzgebiet. Obwohl den Wanderern und Bergsteigern zahlreiche Verbote und Verhaltensregeln im "Naturschutzgebiet Bastei" auferlegt wurden, waren die geplanten größeren Baumaßnahmen in der Vogeltelle offensichtlich kein Problem?



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Literaturquellen:

- [1] FoA - 34


Letzte Änderung am 07.12.2021


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