>>>>>>>>>>>Der Zscherregrund <


Einleitung:

Schon die beiden berühmten Erschließer und Entdecker der Sächsischen Schweiz, Carl Heinrich Nicolai und Wilhelm Leberecht Götzinger, kannten den Zscherregrund, und erwähnten ihn in ihrem Reisebeschreibungen. Göttinger schrieb in der 1. Aufl. seines Buches "Schandau und seine Umgebung oder Beschreibung der sogenannten sächsischen Schweiz" ...dass man vom Uttewalder Grunde aus durch den Zscherregrund (von ihm damals fälschlicherweise "Wehlscher Grund" genannt) zum steinernen Tisch, auf das "Größe Räumigt, die Wehle genannt", und "von hier aus sehr bald auf die Bastey und nach Rathen kommen" kann....

Zscherregrund - Historische Zeichnung
Abb.1 Zscherregrund - Historische Zeichnung

Auf ihren ersten Wanderungen auf die Bastei haben sind sie den Zscherregrund aber noch nicht durchwandert, sondern machten nur einen Abstecher in den Grund, ehe sie weiter bis nach Stadt Wehlen wanderten. Von Stadt Wehlen lief man weiter nach Rathen und stieg von hier durch die Hoffkluns auf die Bastei. Später, wurde auch der Weg durch den Wehlgrund und die Vogeldelle genutzt. Diese beiden Wege verloren mit der Errichtung der hölzernen Basteibrücke im Jahre 1826 an Bedeutung.

Erst in späteren Auflagen ihrer Bücher wird auch der Weg, von Wehlen durch den Wehlgrund, Zscherregrund, Höllengrund, am Steinernen Tisch vorbei bis auf die Bastei, genauer beschrieben und auch dem Wanderer empfohlen. So schrieb zum Beispiel Götzinger in der 2. Aufl. seines Buches "Wer nicht nach Wehlstädtel will, der geht freilich hierher (an den steinernen Tisch) am besten, denn er kömmt er kömmt von hier aus sehr auf die Bastei und Rathen."

Mit der weiteren Touristischen Erschließung der Sächsischen Schweiz gewann der Weg durch den Zscherregrund zunehmend an Bedeutung, und entwickelte sich bald zu einem der wichtigsten Wanderwege auf die Bastei.


Name:

Der jetzt gebräuchliche Namen "Zscherregrund" wird in der Vergangenheit, in Büchern und auf Karten, in mehreren abgewandelten Schreibweisen wiedergegeben.

Zscherregrund Übersichtskarte
Abb.2 Zscherregrund Karte

Nach Herrn RUMPF aus Rathewalde - Ist der Taleinschnitt zwischen Kohlgrund und Uttewalder Grund bei Stadt Wehlen (früher auch "Reingrund", "Schergengrund ", Tscherregrund", Zscherrengrund" und Zschirregrund) gemeint. Der Name ist erst seit dem 19. Jh. üblich. Eine alte Forstkarte von 1776 zeigt den Namen "Schergen Grund" für den Kohl- und Zscherregrund.

Für die Entstehung des Namens "Zscherregrund" wird meist folgende Erklärung gegeben: "Zscherre" wird von slawischen Wort "Cerny" abgeleitet, was schwarz bedeutet, also ein dunkler schwarzer Grund. Was durchaus für den engsten Abschnitt des Weges, der sogenannten "Drachenschlucht", zutreffend ist.

Hinweisen möchte ich auf eine Wegbezeichnung die vor 1900 erwähnt wird. Für den Weg von Stadt Wehlen bis zur Basteistraße war damals auch die Bezeichnung Wettinweg gebräuchlich. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die Wettineiche, der Wettinplatz und das Wettindenkmal im Kohlgrund verweisen.


Verlauf:

Zu der Frage wo der "Zscherregrund" beginnt und wo er endet gab es in der Vergangenheit unterschiedliche Angaben. Sowohl alte Reisebeschreibungen als auch historische Karten sind sich hier nicht immer einig. Hier einige Beispiele:

Auf dem Dresdner Exemplar der Sächsischen Meilenblätter von 1780-1806 beginnt er am Freundschaftsstein und endet am Eingang zum Höllengrund. Auf dem Freiberger- und Berliner Exemplar der Meilenblätter wird der Wegabschnitt nicht benannt.

Freundschaftsstein
Abb.3 Freundschaftsstein

Der Freundschaftsstein (Abb.3) steht genau gegenüber dem Eingang in den Uttewalder Grund und ist mit zahlreichen eingeschlagenen Zeichen versehen. Hier teilt sich der Weg. Linker Hand beginnt der Weg in den idyllischen Uttewalder Grund mit der Waldidylle und dem Uttewalder Felsentor. Geradeaus nimmt der Zscherrgrund seinen Anfang. Der Name Freundschaftsstein wird seit mindestens 1897 (Auf der Äquidistantenkarte Section Königstein von 1897) verwendet. Wie der Name entstand, ist mir nicht bekannt.

- Auf der Äquidistantenkarte Section Königstein von 1897 wird er als Zschirr-Grund bezeichnet. Er beginnt am Freundschaftsstein und endet am Eingang zum Höllengrund.

Die Meßtischblätter für Sachsen entstanden in den Jahren von etwa 1900 bis 1924. Es erschienen mehrere korrigierte Auflagen, in dem sich sowohl der Name, als auch der Verlauf des "Zscherregrund", geändert hat.

Das Gebiet des Zscherregrundes befindet sich auf dem Meßtischblatt 84: Königstein. In den Ausgaben von 1909, 1912, 1914 ist wieder der Abschnitt zwischen Freundschaftsstein - Höllengrund benannt. Aber die Auflage von 1920 nennt als Beginn, den Eingang in den Teufelsgrund, und als Ende den Höllengrund.

- Meßtischblatt 84: Königstein 1944 - Der Name ist jetzt Zscherregrund und wieder Anfang Freundschaftsstein und Ende am Höllengrund.

Trotz der unterschiedlichen Beschreibungen zum Beginn und Ende des Zscherregrund befindet sich immer der der Abschnitt zwischen Freundschaftsstein und Abzweig Höllengrund erwähnt.

Auf allen aktuell herausgegebenen Wanderkarten wird der genannte Abschnitt heute als "Zscherregrund" bezeichnet (Abb.2).


Studeltöpfe im Zscherregrund:

Strudeltopf im Zscherregrund
Abb.4 Strudeltopf im Zscherregrund

In fast jedem Wanderführer über die Sächsische Schweiz werden die Strudeltöpfe (Abb.4) im Zscherregrund beschrieben. Ich möchte hier nicht näher auf die Entstehung eingehen, sondern nur auf die am Strudeltopf aufgestellte Informationstafel verweisen.

Strudeltöpfe werden durch die Erosionskraft des Wassers und die Schleifkraft von transportiertem härteren Gestein geschaffen. Hohe Fließgeschwindigkeiten in Zusammenwirkung mit der Schleifwirkung von mitgeführten Sedimenten runden und höhlen das Gestein zu Strudeltöpfen aus.

Seit 2008 befindet sich neben dem Strudeltopf eine Schautafel. Sie wurde von Schülern des in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung entworfen.

- Schautafel Strudeltopf


Alte Einmeißlungen:

Zscherregrund 1792
Abb. 5 Zscherregrund 1792

In der Sächsischen Schweiz wird der aufmerksame Wanderer an vielen Stellen In den Sandstein eingeschlagene Zahlen, Buchstaben und Zeichen entdecken. Ihre Bedeutung läßt sich in vielen Fällen nicht mehr ergründen. Anders bei zwei Ereignissen im Zscherregrund, die von Carl Heinrich Nicolai in seinem Wanderbüchlein beschrieben, und so der Nachwelt erhalten geblieben sind.

In seinem "Wegweiser durch die Sächsische Schweiz" (erste Auflage von 1801) wird der Tscherregrund von Nicolai noch als Kohlgrund bezeichnet (S.26). Auch der Freundschaftsstein wird damals noch nicht erwähnt. Gehen wir jetzt in den Zscherregrund hinein, kommen wir an einem großen überhängenden Felsen unter dem man sofort die eingeschlagenen Zeichen im Stein erkennt. Zur Einmeißlung mit der Jahreszahl 1792 (Bild in Abb.1 und Foto in Abb.5), schreibt Nicolai:

"Neben diesem Grund ist ein Denkmal in die Felswand gehauen, von einem Mann, der an dieser Stelle verunglückt ist. Er wolle auf dem Gipfel diees Felsens ein Fichte fällen. Sein Sohn stand unten, um sie, wenn sie herunterviele, aufzuladen und fortzufahren. Der Vater glitschte aber oben ab, stürzte herunter, fiel erst auf einen sehr großen Steinblock, der noch unter der Stelle liegt, und von diesem vollends auf die Erde. Statt des Baums mußte der Sohn nun seinen Vater aufladen und als einen toden Mann nach Hause fahren. Zum Andenken dieser traurigen Begebenheit ist unter der Stelle, von welcher der Vater herabglitschte, ein Kreuz in die Felswand gehauen nebst des Namen des Verunglückten Christian Ehrlich unds der Jahreszahl dem 23. Februar 1792."

Zscherregrund 1692
Abb.6 Zscherregrund 1692
Zscherregrund 1839
Abb.7 Zscherregrund 1839

Etwas weiter oben, auf der linken Seite unmittelbar am Weg, ist die Zahl 1692 (Abb.6) neben einem Kreuz in die Wand eingeschlagen. Auch hierzu hat Nicolai eine Erklärung:

"soll, wie man sagt, zu der angegebenen Zeit ein Bauer mit einem Holzschlitten oben gefahren, zu nahe an den Rand gekommen und mit Pferden und Schlitten in den Abgrund gestürzt sein."

An dieser Stelle sollen die meisten reisenden umgekehrt sein und ihre Wanderung nach Wehlen fortgesetzt haben. Wenn wir weiter gehen erkennen wir beim genauen hinschauen, an einer zurückgesetzten Felswand ein weiteres Kreuz, mit der Jahreszahl 1839 (Abb7). Über dessen Bedeutung ist mir leider nichts bekannt.

In den Jahren 1886 bis 1893 hat die Forstrevierverwaltung Lohmen zunächst ohne Vorwissen der Amtshauptmanschaft- die Wege durch den Wehlener- und Zschirregrund zu einem Fahrweg für die Holzabfuhr ausbauen lassen. In diesem Zusammenhang wird auch erstmals der Name "Wettinweg" erwähnt.


Öffentliche Wege

Mit dem ständig zunehmenden Besucherverkehr stiegen auch die Anforderungen an die Wege und deren Markierung. Bisher war das begehen auf allen Wegen gestattet und es gab kaum Einschränkungen. Der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz begann die Wanderwege farblich zu markieren. Dieses damals entstandene System, die Wanderwege farblich zu markieren, besteht noch heute.

Welche Bedeutung der Weg von Stadt Wehlen durch den Wehl-, Zscherre- und Höllengrund hatte wird auch daran ersichtlich, dass dieser Weg zu einem der ersten Öffentlichen Wege in der Sächsischen Schweiz erklärt wurde.

Um 1910 stellte sich die Frage der Öffentlichkeit der in den Staatsforstrevieren liegenden Wege. Die Forstrevierverwaltungen Lohmen und Hohnstein wie auch das Königliche Finanzministerium lehnten eine Öffentlichkeit der Wege ab. Auf einer Sitzung des Bezirksausschusses der königlichen Amtshauptmannschaft Pirna wird am 18. April 1910 entschieden, den Höllengrund, Zscherrgrund und den Wehlgrund als öffentliche Wege anzuerkennen. Den Weg durch die Schwedenlöcher jedoch nicht. Es gab viel juristisches Hin und Her über was und wann ist ein Weg öffentlich usw...

Der Schwedenlöcherweg vom Amselgrundweg nach der Basteistraße ist im Jahre 1886 von der Forstrevierverwaltung Lohmen und Hohnstein ausgebaut wurden. Zuvor bestand dort zwar ein Abstieg von der Bastei, doch war er gefährlich und überhaupt nicht als Weg anzusehen. Erst die Forstverwaltungen legten im Jahre 1886 den jetzigen allgemein gangbaren Weg an. Da er steil und gefährlich war, wurde er nicht als öffentlicher Weg anerkannt, zumal es genügend andere Wege von und zur Bastei gab.

Mit der Anerkennung als öffentlicher Weg ergaben sich für die Forstbehörden die Pflichten der Instandhaltung, der Verkehrssicherung und Unterhaltung der Wege. Die Wege müssen auf Gangbarkeit und Verkehrssicherheit überprüft werden.

Der gesamte Weg von Stadt Wehlen durch den Höllengrund auf die Bastei wurde früher, und wird es auch noch heute, als Fremdenweg bezeichnet.

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Interessante links :

- Schautafel Strudeltopf Benno Gymnasium

- Schautafel Strudeltopf

- Wikipedia Messtischblätter


Literaturquellen:

- Carl Heinrich Nicolai, "Wegweiser durch die Sächsische Schweiz" erster Auflage 1801

- Wilhelm Leberecht Götzinger, "Schandau und seine Umgebung oder Beschreibung der sogenannten sächsischen Schweiz"

- Oskar Lehmann, Richard Leukroth- Die Bastei in der Sächsischen Schweiz

- Historische Flurnahmen der Sächsischen Schweiz - Band II vom Arbeitskreis Sächsische Schweiz und Landesverien Sächsischer Heimatschutz e.V.


Letzte Änderung am 29.03.2013

  Kontakt: goldi@hm-noroc.de


Wanderkarten
Sächsische Schweiz:

Basteigebiet incl. Zscherregrund


von Rolf Böhm

"Beliebteste Wanderkarte für das Basteigebiet"


Wanderführer:

Wander- und Naturführer Sächsische Schweiz Gebiet (Rathen, Polenztal, Tafelberge)

Ausführliche Beschreibung von Wanderungen mit vielen nützlichen Informationen zur Natur und Geschichte


Aus der Geschichte:

"Wilhelm Lebrecht Götzinger-Schandau und seine Umgebung oder Beschreibung der sogenannten sächsischen Schweiz"

Ausgabe von 1804

(erste ausführliche Reisebeschreibung über die Sächsische Schweiz)


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